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Rezension: Das Festival, das die Welt veränderte- WOODSTOCK- Three Days of Love an Peace- Julien Bitoun- Delius Klasing Verlag

240 Seiten, 127 Farbfotos 54 s/w Fotos, Format 21,5 x 28,5 cm, gebunden, ISBN 978-3-667-11411-2 

Dies ist nicht nur für Musikfans und Alt-Hippies ein bemerkenswert spannend zu lesendes Buch über das Gipfeltreffen der Rockgiganten der 1968er Jahre. Drei Tage im August 1969 wurden auf dem Musikfestival in WOODSTOCK 33 Konzerte vor 500 000 Zuschauern vor Ort gegeben, wobei noch weitere 250 000 Musikenthusiasten auf dem Weg zum Geschehen im Stau standen. 

Das aus dem Französischen von Ursula Bachhausen übersetzte Werk von Julien Bitoun beginnt mit einem informativen Prolog und wird fortgeführt mit der Präsentation der Musiker, die an den einzelnen Festivaltagen gespielt haben und zwar am: 

Freitag, den 15. August: Richie Havens, Sri Swami Satidananda, Sweetwater, Bert Sommer, Tim Hardin, Ravi Shankar, Melanie, Arlo Guthrie, Joan Baez 

Samstag, den 16. August 1969: Quill, Country Joe Mc Donald, Santana, John Sebastian, Keef Hartley, The Ineredible String Band, Canned Heat, Mountain, Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival, Janis Joplin, Sly & The Family Stone, The Who, Jefferson Airplane 

Sonntag. 17. August 1969: Joe Cocker, Country Joe&amp The Fish, Ten Years After, The Band, Johnny Winter, Blood, Sweat & Tears, Crosby, Stills, Nash & Young, The Pau Butterfield Blues Band, Sha Na Na, Jimi Hendrix 

Das Buch endet mit einem bemerkenswerten Epilog. Doch dazu später mehr. 

Im Prolog wird man zunächst über den gesellschaftlichen Kontext des Festivals aufgeklärt. 1969 waren bereits 30 000 amerikanische Soldaten in Vietnam gefallen. Dieser unsägliche Krieg zog sich noch Jahre hin,  trotz des Wahlversprechens von Präsident Nixon im Jahre 1968, ihn zu beenden. In jenen Tagen setzten sich unzählige Vereinigungen für Menschenwürde ein, erfährt man in diesem Zusammenhang. Nicht unerwähnt bleibt Martin Luther King jr.  und seine berühmte Rede "I have a dream". Künstler wie Joan Baez und Bob Dylan verfassten Songs, die die entwürdigenden Lebensumstände der Farbigen anprangerten. Schlagzeilen aus dem Jahr 1969 und die Erwähnung des Pop Festivals von Monterey im Jahre 1967 als Vorläufer von WOODSTOCK, sowie ein paar Einblicke hinter die Kulissen sind der  gelungene Einstieg in die Musiktage von WOODSTOCK im vorliegenden Buch. 

In der Folge werden allen Künstlern bzw. den einzelnen Bands jeweils einige Seite gewidmet. Man erfährt stets, was auf der Bühne geschah als die Musiker auftraten, erhält die Setlists (damit kann man sich auf Youtube sehr gut die einzelnen Clips zu Gemüte führen), erfährt Wissenswertes zu den Bands und die Uhrzeit, wann der jeweilige Auftritt begann und Konkretes zu dessen Dauer. Bilder der Künstler runden die Präsentation stets ab. 

Im Rahmen dieser Rezension ist es natürlich unmöglich, sich zu allen damals aufgetretenen Künstlern zu äußern. Joan Baez war 60 Minuten auf der Bühne. Dass sie heute knapp 50 Jahre später noch immer um den Globus tourt und sich ihre Stimme kaum verändert hat, bleibt nicht unerwähnt.

Santana war die Neuentdeckung in WOODSTOCK. Die Gruppe erlebte den unmittelbarsten und nachhaltigsten Erfolg. Carlos Santana, so schreibt Julien Bitoun zu Recht, ist ein Phänomen, ein einzigartiger Gitarrist, an den seither niemand herangekommen ist. Und weiter "Bei ihm ist die Energie jedes einzelnen Tons ganz unmittelbar spürbar." Diesem Urteil schließe ich mich an.

Man erfährt auch, was Paul McCartney, der nicht in Woodstock war, zu der Interpretation des Beatles Songs "With a little help from my friends" von Joe Cocker meinte:  "Ich war hin und weg. Er hat unseren Song zu einer Soul-Hymne gemacht."

Dann ist natürlich Janis Joplin, die Hohepriesterin des psychodelischen Blues hervorzuheben... Ihre Interpretation von Gershwins "Summertime" ist einfach genial. Man ahnt wie begeistert damals alle waren. Mehr als das waren gewiss auch alle Besucher von Jimi Hendrix, obschon erschöpft von all den Gruppen und Sängern, die die drei Tage zuvor aufgetreten waren... Er beendete den Reigen und setzte den Schlusspunkt mit "Hey Joe".

Nachdem man sich ausgiebig mit allen Gruppen und Sängern befasst hat, die auf dem Festival ihr Bestes gaben, liest man im Prolog, wer damals fehlte und auch weshalb, so etwa Bob Dylan oder auch Led Zeppelin, letztere gaben einem anderen Konzert den Vorzug. Die Beatles und die Rolling Stones fehlten ebenso wie Eric Clapton, dem die Trennung von Cream gerade zu schaffen machte. Ian Anderson von Jethro Tull konnte den Hippies nichts abgewinnen und Frank Zappa lehnte diese Bewegung ebenfalls ab.

Die Begründungen für Absagen nachzulesen,  ist ebenfalls hochspannend, wie auch zu erfahren wie die Menschenflut auf dem Festival verköstigt wurde. Bei allen Legenden scheint der Kern des Festes eine gigantisch große friedliche Gemeinschaft gewesen zu sein, die aus Liebe zur Musik zusammengekommen war. Allein dies schon macht das Festival zur Legende.

Was sonst noch? Die Gitarren von WOODSTOCK werden im Prolog thematisiert, auch der WOODSTOCK- Film, der als größter Musikfilm aller Zeit gilt, sowie die Alben und einiges andere mehr.

Alles in allem ist das Buch  ein wirklich gelungenes Werk, in dem man immer wieder gerne liest und vor allem auch stöbert, wenn man über Youtube nach damaligen Hörerlebnissen dieser Generation sucht, für die Love and Peace ein grandioses Lebensgefühl war, das sich wahrlich lohnt, ins Hier und Jetzt zu transportieren.

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Woodstock: Three Days of Love and Peace

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