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Rezension Peter J. König: Astor Piazzolla Tango Nuevo Tomas Cotik, violin Tao Lin, piano

Astor Piazzolla ist wohl einer der berühmtesten Interpreten und Komponisten des Tangos. Geboren in Mar del Plata, einem Badeort an der argentinischen Atlantikküste, unweit von Buenos Aires am 11. März 1921, ging seine Familie als er vier war nach New York, um dort wirtschaftlich besser Fuß zu fassen. Der Stadtteil Greenwich Village, zu dieser Zeit ein Schmelztiegel von Einwanderern aus jüdischen, italienischen und irischen Familien war alles andere als erbaulich. Armut und Gewalt prägten das Bild und bestimmten den Tagesablauf. Gedanklich in ihrer argentinischen Heimat, schenkte der Vater dem jungen Astor sein erstes Bandoneon im Alter von acht. Durch die Musik dieses Instruments wollte man den Alltag und das Umfeld vergessen und so zumindest mit Argentinien verbunden sein. Nur auf Wunsch des Vaters erlernte der Achtjährige das Bandoneon zu spielen.

Dies war der Beginn einer außerordentlichen musikalischen Karriere und einem Welterfolg, der über den Tod von Astor Piazzolla im Jahre 1992 ungebrochen andauert. Tango war Piazzollas ganze Leidenschaft. Ursprünglich die Musik von afrikanischen Sklaven, die nach Kuba und Südamerika verschleppt wurden, erreichte sie die Städte Buenos Aires und Montevideo am La Plata Delta zu einer Zeit als viele Emigranten aus Europa dort versucht haben, sich ein neues Leben aufzubauen. So wurde der Tango die Musik der einfachen Leute, voll Rhythmus und Erotik in den Armenvierteln der Städte in Argentinien und Uruguay. Als der Musiker sechszehn war, kehrte die Familie Piazzolla aus den USA nach Argentinien zurück und ließ sich in Buenos Aires nieder. Nun kam Astor mit den Wurzeln des Tangos in Kontakt, die größten Interpreten dieser Zeit waren seine Lehrmeister. Als Bandoneon-Spieler trat er in die angesagtesten Orchester ein. Gleichzeitig begann er 1940 mit dem Studium der Musik von Stravinsky, Prokofiev und Bartok, deren Einflüsse sich später in dem von Piazzolla weiterentwickelten „Tango Nuevo“ sehr deutlich bemerkbar machen sollten. Ein Stipendium führte den Musiker nach Paris zu der Komponistin und Musikpädagogin Nadia Boulanger, die ihn endgültig von seiner wahren Berufung überzeugte, den Tango weiter zu entwickeln, zu dem was er heute ist. Gepaart mit klassischen Elementen hat Piazzolla aus der Musik der Vorstädte einen Tango komponiert, der zur eigentlichen Musik der Argentinier wurde, in der sie ihren Seelenzustand von Heimweh, Rhythmus und Temperament erfühlen konnten.

Der Tango ist die musikalische Identifikation aller Argentinier und hat sie rund um den Erdball begleitet. Das hier vorliegende Album wurde nicht selbst von Piazzolla eingespielt, sondern ist eine Hommage an den einzigartigen Komponisten und Bandoneon-Spieler. Der argentinische Violinist Tomas Cotik und der aus Shanghai stammende und in Florida lebende Pianist Tao Lin spielen einige der bekanntesten Stücke von Piazzollas Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des klassischen Tango, ergänzt durch die Einflüsse von Klassik, Jazz, Rock und Klezmer-Musik. Trotz der vergangenen Jahrzehnte hat diese Musik an Frische nichts verloren, ganz im Gegenteil, sie ist mittlerweile erneut angetreten um einen weiteren Siegeszug um die Welt zu führen, ganz im Sinne von Astor Piazzolla. Folgende berühmten Kompositionen sind auf dem Album zu hören:

1. La muerte del ángel Histoire du Tango
2. Bordel 1900
3. Café 1930
4. Night-Club 1960
5. Concert d´aujourd´hui
6. Melodia en la menor
7.Tango en la menor
8. Milonga sin palabras
9. Fuga y misterio
10. Ave Maria
11. Yo soy Maria
12. Oblivion
13. Aire de la zamba nina
14. Le grand Tango
15. Libertango

Tango Nuevo ist ein anspruchsvolles Album, das jeden Liebhaber der Musik von Piazzolla begeistern wird. Hier findet er alles, was diese einmalige Musik ausmacht, Seelentiefe gepaart mit neuzeitlicher Klassik, Temperament und Rhythmus und immer wieder die Sehnsucht, die den Komponisten nie losgelassen hat.

Empfehlenswert

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