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Rezension: earBook- Venezia

Dieser prächtige Bildband ist das bislang schönste Venedigbuch, das ich besitze. Während man sich in die traumhaften fotografischen Impressionen vertieft, hat man Gelegenheit, sich der Musik der Stadt aufgrund der vier dem earBook beigefügten, klanglich sehr guten CDs zu erfreuen.
CD1 und C2 enthalten verschiedene Konzerte von Antonio Vivaldi. Die Klanqualität ist noch besser als die der 10er Box von Vivaldi, die ich vor einiger Zeit rezensierte und die auch schon erstaunlich gut ist. Besonders gefallen hat mir die C3, nicht zuletzte, weil ich die Musik Tomaso Albionis sehr mag. Die "Canzoni Veneziane" auf CD4 schrappen teilweise an fragwürdiger Sentimentalität vorbei, aber nicht so nah, dass sie Gefahr laufen, in Gewässer von muffiger Seichtheit abzudriften.

Zu Beginn des Fotoreigens hat man Gelegenheit ein Gedicht Lorenzo Stecchettis (1845-1916) zu lesen. Dieses Gedicht hat mir so gut gefallen, dass ich es an dieser Stelle zitieren möchte:

Du bist schön, Venedig, von Wellen umgeben,
Ruhiger Spiegel erhabener Kunstwerke!
Du bist schön, Lied der Gondoliere,
Dem vom Lido aus das Meer antwortet.
Ich liebe dich Venedig, und deine freudigen Straßen,
Die schon Zeuge waren, von unterdrückten Kaiserreichen.
Ich liebe deine Paläste, stolz und schwarz
Und deine blond bezopften Frauen.

Ich liebe euch, Tempel glänzender Schätze,
Kunstwerke und Menoiren, in denen Tiziano
Mädchen mit goldenem Haar malte.

Ich liebe euch Trophäen, dem Moslem entführt,
Aus Candia und Morea. Ich liebe und verehr Euch,
Frittierte Schollen und Wein aus Conegliano.

( Lorenzo Stecchetti , 1845-1916)

Die rund 70 Farb-Fotos bilden die morbide Schönheit der Stadt ab, die von vielen Dichtern und Schriftstellern besungen worden ist. Gezeigt werden zahlreiche Palazzi am Canal Grande, auch der Dogenpalast und der Campanile, abbröckelnde Fasaden, der Marcusplatz nach einem Regen, die pittoresken Säulen an der Fassade des Markusdoms, Gondolieri bei ihrer Arbeit, aber auch beim Plaudern mit Kollegen, immer wieder Häuserfronten und Kanäle, ein Blick auf das legendäre Cafe Florian, zu einem Zeitpunkt abgelichtet, wo die Stadt offenbar kaum Touristen beherbergt. Eine Gondel wird von innen gezeigt, auch modernde Kunst aus Murano wird thematisiert. Der Karneval wird anhand einer Maske stilisiert und die Marktbilder verdeutlichen, dass die Stadt noch lebt. Ich habe selten solch ungeschminkte Bilder von Venedig gesehen. Bei jedem Blick hat man Bedenken, dass bei längerem Hinsehen noch mehr Putz abbröckelt. Beeindruckt hat mich eine Innenaufnahme der Kirche San Giacometti mit ihren vielen Weihrauchkesseln , die an der Decke hängen, als warteten sie darauf, sich in Bewegung zu setzen und ein erneute Pestepedemie im Keim zu ersticken.

Dann gibt es da auch noch ein Bild mit dem Titel "Canale di San Marco im Regen". Dieses Motiv assoziere ich mit Thomas Manns "Tod in Venedig". Den Film zum Buch habe ich in meinem Film-Blog rezensiert.

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