Das vorliegende earBook führt den Leser sowohl akustisch als auch visuell nach Portugal. Die im Buch enthaltenen 4 CDs bringen den Zuhörer den Fado näher. Fado bedeutet auf Portugiesisch " Schicksal " und wird für sehr gefühlvolle, traurig gestimmte Lieder, in denen die Liebe und der Verlust besungen werden, synonym verwendet. Der Fado, der in Portugal einst in den Armenvierteln entstand, wurde Ende der 20er Jahre des 19.Jahrhunderts gesellschaftsfähig.
Eine Fadogruppe besteht aus mindestens 3 Musikern: einem Gitarristen für die spanische Gitarre, einem für die portugiesische Gitarre und einer Fadosängerin. Zu den Musikern und Sängern, die man auf den CDs hören kann, zählen Meister wie Antonio Chainho, auch wie Paulo Braganca , Lenita Gentil , Ada de Castro, Diamantina, Filipe Duarte, Maria Jose da Guia, Nuna da Camara Pereira, Joa Braza, Maria da Fe, Ana Maria u . a. Einsteiger erhalten einen guten Überblick in diese Musikrichtung.
Der Fotograf Luis Pavao hat zwischen 1981-1986 und zwischen 1992- 1995 im beliebten Ausgehviertel Lissabons " Bairro Alto " in Kneipen und Gaststätten authentische Bilder festgehalten, die die Atmosphäre in der Fados gesungen werden dokumentieren. Nicht alle Sänger singen professionell. In einfachen Kneipen singen Fadosänger nur zum Vergnügen oder um ihren Schmerz auf diese Weise mitzuteilen. Pavao hat die Künstler bei ihrem Tun fotografiert. Die Sängerinnen sind teilweise nicht mehr jung und sehr dick. Was zu zählen scheint ist ausschließlich die Stimme.
In Hinterzimmern der Kneipen singen und spielen in die Jahre gekommene Männer den Fado, manche von Ihnen sind bereits zahnlos. Hier wird Alter ungeschminkt dokumentiert, wie man es im jetzigen Jahrtausend nur noch bei den Armen in Drittländern kennt. Modische Schick gibt es nicht. Jüngere Frauen tragen weiße Sommerschuhe, die schon lange keinen Schuster mehr gesehen haben, auf blickdichte, schwarze Strümpfe. Ältere Frauen hüllen sich in schwarze Kittelschürzen, um ihre Kleidung zu schonen. Auffallend ist, dass Männer und Frauen in jenen Jahren in Portugal offenbar in Frauen- und Männergesellschaften lebten. Die Tavernen, in denen sich die Männer abgelichtet wurden, sind in einem völlig morbiden, schlimmer noch in einem desolaten Zustand. Vor den Türen wird Fisch gegrillt, der Rotwein wird aus Flaschen getrunken, während man Domino spielt.
Die meisten Aufnahmen sind schwarz - weiß, wenige nur farbig. Hier allerdings fallen die hübschen " Azulejos " an den Wänden auf, für die das portugiesische Handwerk bekannt ist. Die Fotos verklären nichts, sondern spiegeln den traurigen Ausdruck, den diese wehmütigen, rastlosen Lieder haben. Vergessen wir nicht, dass noch lange über die Nelkenrevolution hinaus, in der die Diktatur Salazars abgeschafft und die Großgrundbesitzer enteignet wurden, Portugal das Armenhaus Europas war. Dies wird auf den Fotos drastisch dokumentiert.
Empfehlenswert.
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