Die Autorin dieses Buches ist die preisgekrönte Violinistin Clemency Burton-Hill, die sich in England als Radio- und Fernsehmoderatorin einen Namen gemacht hat. Als Violinistin spielte sie unter Leitung von Dirigenten wie Daniel Barenboim in einigen der wichtigsten Musiksäle der Welt. Zu erwähnen ist auch, dass sie Mitbegründerin des mehrfach ausgezeichneten Aurora Orchestra ist.
Im Jahre 2017 hat die Autorin das Buch "Ein Jahr voller Wunder" verfasst, dem nun das vorliegende Buch "Ein neues Jahr voller Wunder" folgt. Burton- Hill schreibt in ihrer Einleitung, dass sie in den letzten beiden Jahren beobachtet und am eigenen Leib erfahren habe, wie sehr Musik in Zeiten extremer Trauer, Not und Isolierung, Trost und Beistand bieten könne. Sie ist übrigens davon überzeugt, dass Musik eine Quelle der Hoffnung sei. Das sehe auch ich so.
Im hier vorliegenden Werk stellt sie die klassische Musik eines ganzen Jahres auf 365 Tage verteilt vor. Dabei lässt sie nicht unerwähnt, dass viele ältere Komponisten und Komponistinnen, wie etwa Hildegard von Bingen ihre Musik vermutlich zur Ehre Gottes komponiert haben.
Wenn Musik uns etwas bedeute, würden wir- gleichgültig wer wir seien- meist alle intellektuellen Fragen ignorieren und reagierten ganz unmittelbar, emotional wie physisch.
Wie sie erläuternd weiter schreibt, habe sich etwas in diesem besonderen Lied, Stück oder einer Interpretation mit uns und unseren Erfahrungen, Gedanken, Überzeugungen und Traumata, Tragödien und Enttäuschungen, Geheimnissen, auch mit unserem Bedauern und unserer Freude verbunden und zwar noch bevor wir es überhaupt realisieren, dass es sich mit uns verbunden habe. Wer kennt diesen Eindruck nicht? Ja, es stimmt- zumindest für mich, was die Autorin hier meint.
Doch sie vergisst auch nicht zu erwähnen, dass wissenschaftliche Forschung über klassische Musik, ihre Berechtigung habe. Gleichwohl gehe es derzeit von der Musik wie sie gehört und erlebt werde, in erster Line um die zufälligen Momente. Klassische Musik sei nicht für Menschen reserviert, die behaupten, sie zu verstehen, weil sie aufgrund von Glück, Privilegien und Geschichte sich diese leisten könnten und sich dort zuhause fühlten. Diese kulturelle Ausgrenzung habe in unserer Zeit keinen Platz mehr. Auch diesem Gedanken stimme ich zu.
Die Autorin ist davon überzeugt, nach langen Berufsjahren in der Musik, in unterschiedlichen Formen und Formaten, dass jeder auf klassische Musik reagiere, von ihr berührt werde, sich in sie verlieben könne, ohne sie ohne zu verstehen wie sie auf den Menschen wirke.
Musik schenke Hoffnung, die in andere Dinge fließen könne. Burton –Hill nennt unser Handeln, Aktivismus, Inspiration, Trost, sogar das Überleben! Genau so ist es. Grund genug sich mit den 365 Stücken zum Innehalten in diesem Buch zu befassen.
Beim ersten Durchblättern halte ich am 20. Juni inne. Hier geht es um ein Stück von Franz Schubert (1797-1828). Es handelt sich um die Sonate in a-Moll für Arpeggione und Klavier, D.821, 1. Satz: Allegro moderato.
Man erfährt bei diesem Stück wie bei allen anderen stets etwas über den Komponisten, das Stück, wie es entstanden und welche Besonderheit anzumerken ist. Bei dem genannten Stück erwähnt die Autorin den Cellisten Gautier Capucon, der konstatierte: "Du kannst die Zerbrechlichkeit dieser Musik spüren.. sie ist äußerst berührend." Sie lässt auch nicht unerwähnt, welche Ursache dafür möglicherweise verantwortlich ist.
Ich überzeuge mich jeweils auf Youtube, ob das, was ich hier lese, von mir ähnlich wahrgenommen wird und staune, was alles den Lesern entgegengebracht wird.
Ein Muss für alle die klassische Musik lieben oder sie lieben lernen wollen.
Maximal empfehlenswert
Helga König